Ich wunderte mich immer schon warum es heißt „Fallschirm springen“, „Paragleiten“, „Gleitschirmfliegen“, „Flugzeug fliegen“, aber eben „Ballon fahren“. Liegt es vielleicht an der Geschwindigkeit, die beim Fallschirm springen und beim Flugzeug fliegen durchaus höher ist als beim Ballon fahren? Letzten Sommer hab ich es dann ausprobiert, das Ballon fahren, und tatsächlich, es hat es mehr was vom Fahren als vom Fliegen. Um 4:30 starteten wir in die Schweiz. Beim Startplatz wurden die Teilnehmer auf zwei „Luftfahrzeuge“ aufgeteilt. Wir waren im kleineren, leider ohne die Fallschirmspringer, dafür mit Nadja, einst jüngste Heißluftballon-Pilotin Europas.
Vor dem Start war unsere tatkräftige Mitarbeit beim Aufbau des Ballons gefragt. Zuerst wurde der Korb von der Ladefläche gekippt,
Zwischen den Gasflaschen steht später die Pilotin, auf der anderen Seite je drei Personen
der Ballon wurde raus gezogen und dann ausgebreitet.
Mit einem riesigen Ventilator wurde kalte Luft hinein geblasen, sodass sich der Ballon immer mehr aufblähte.
Dann ging alles ganz schnell. Sobald die heiße Luft in den Ballon geblasen wurde richtete dieser sich auf. Wir kletterten in den Korb und hatten kurze Zeit darauf keinen Bodenkontakt mehr.
Pilotin Nadja Nussbaumer
Meter um Meter erhoben wir uns weiter in die Lüfte. Fasziniert beobachtete ich die Anzeige der Höhenmeter, den Aufstieg selbst spürte ich kaum.
Wenige Meter entfernt sprangen die Fallschirmspringer aus dem Korb. Eine Sekunde lang waren die kleinen Punkte im Sprung zu sehen, dann öffnete sich schon der Fallschirm. Was dazwischen war, konnten wir aufgrund des schnellen Falls nicht erkennen. Wir dagegen standen in unserem Korb und bewegten uns langsam über das Rheintal. An diesem schönen Sommertag war der Himmel wolkenlos und wir glitten neben weiteren Heißluftballs dahin, zwischen der Schweiz und Vorarlberg, meist über dem Rhein.
Widnau (CH), Au (CH) und Lustenau (A) mit Aussicht auf den Bodensee
Beweisfoto
Der Kummenberg zwischen Götzis, Koblach und Mäder
Der Partnerballon über dem Schweizer Rheintal. Gleich springen die Fallschirmspringer!
Zwischen zwei Ländern. Rechts ist der Säntis, ganz hinten Liechtenstein.
Klaus, Weiler, Sulz und Muntlix
Zeit für ein paar Geschichten von Nadja. Mit dem Heißluftballon war sie bereits in Afrika und im Winter fährt sie regelmäßig über die Alpen. Passiert ist ihr nie was – und wenn, dann wäre das der falsche Zeitpunkt gewesen davon zu erzählen.
Nadja war während des gesamten Flugs in ständigem Funkkontakt mit dem Nachbar-Ballon und dem Fahrer am Boden, der uns wieder abholen sollte. Wo genau das sein würde, war nicht bekannt, denn eine wirkliche Steuerung funktioniert beim Heißluftballon fahren nicht. Einzig durch das Steigen und Sinken und über die Windverhältnissen in der jeweiligen Höhe kann der Ballon gesteuert werden. Gerade als ich mich an das in der Luft sein gewöhnte, sanken wir auch schon.
Wir sitzen im gelben Ballon und spiegeln uns im Wasser des Alten Rheins über dem blauen Ballon
Nur wenige Meter über den Bäumen; dahinter sollten wir landen!
Aus dem majestätischen Ballon wurde eine festgeschnürte Plastikrolle.
Als der Boden näher kam hielten wir uns am Korb fest. Es ruckelte kurz und schon standen wir auf der Erde. Der Ballon fiel in sich zusammen. Ein Seil am Ende des Ballons sorgte dafür, dass dieser in die vorgesehene Richtung fiel. Wir packten alles wieder ein und schoben den Korb auf den Anhänger. Dann wurde gefeiert und wir wurden getauft. Dazu zündete man eine Haarsträhne an und löschte das Feuer mit Sekt. Man bekam auch einen Adelsnamen abhängig vom Landeplatz.

„Ich taufe Dich mit dem Feuer, das uns heute so schön erhoben hat und lösche Dich mit dem Wasser, das wir so gerne trinken.“
Die (neu-)adeligen Besatzung
Danke an alle, die sich am Geburtstagsgeschenk beteiligt haben und danke, dass ich auch mit durfte! Ich freue mich aufs „Fallschirm springen“, das Geschenk muss nur noch eingelöst werden.