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„Läge Wien am Sandstrand zum Mittelmeer,…

wäre der Titel „Lebenswerteste Stadt der Welt“ wohl noch eindeutiger und dauerhaft gepachtet“, antwortete mir Christian auf meine Frage, was er aus einem anderen Land importieren würde. Christian ist für mich der ideale Reisepartner für antike Stätten, da er die „alten Steine“ geradezu zum Leben erwecken kann und spannende Anekdoten aus der Geschichte so erzählt, dass man sich wie auf einer Reise in die Vergangenheit fühlt – obwohl man gerade im strömenden Regen durch Athen watet. Hier also ein paar Fragen an einen Wiener, der gerne am Mittelmeer wohnen würde.

Christian

Erst einmal vorstellen, lieber Christian: Wer bist du und was machst du?

Ich habe Klassische Archäologie und Alte Geschichte studiert und arbeite im Museum für angewandte Kunst.

Wo findest du Wien in der Ferne? Welche Orte oder Geschmäcke erinnern dich auf Reisen an deine Heimat?

Das kommt natürlich auf die Destination an, aber da es fast überall Kaffeehäuser gibt und man vielerorts Wiener Küche findet, kann man bei jeder Reise grinsen und in das landestypischere Lokal nebenan gehen. Den Kaffee verbindet man mit Wien wie den Tee mit England, nur dass er ursprünglich nicht durch Sklaven gebracht wurde, sondern der Legende nach von den Osmanen nach der erfolglosen Belagerung nicht mehr mitgenommen werden konnte. Auch architektonisch erkennt man ja den aus verschiedenen Einflüssen bestehenden „Wiener Stil“ in vielen großen Städten der ehemaligen Monarchie, egal ob man nun in Mailand, Prag, Budapest oder sogar Dalmatien ist. Auch in Venedig finden sich Spuren, beispielsweise beim „Spritz“, den sie dankenswerterweise nicht „Schorl“ nennen.

Wo oder Was findest du in Wien „typisch Wienerisches“?

Melange, aber diesmal nicht das Getränk, sondern die Bedeutung: Wien liegt derart zentral in Europa, verbindet den Westen mit dem Osten, den Norden mit dem Süden, dazu noch die historische Unterlegung als Zentrum des habsburgerischen Vielvölkerstaats, sodass klar ist, dass hier zwangsläufig alles zusammenkam. Aber bereits in römischer Zeit verlief hier die Grenze zwischen der „zivilisierten Welt“ und den Barbaren, und später, im kalten Krieg, war hier die Grenze zwischen Kapitalismus und Leninismus, wurden amerikanische und sowjetische Spione häufig hier ausgetauscht.

Melange

Von allen Regionen hat man Einflüsse gesammelt, kulinarisch das Gulasch, die Frankfurter, das Mailänder Schnitzel, Cevapcici und den Kaffee, architektonisch von allen Seiten inspiriert, alleine der Stephansdom oder die Hofburg zeigen mehrere Bauphasen und Stilrichtungen auf. Dann noch Einflüsse des Versailler Stils in Schönbrunn und später die klassizistischen Bauten von Theophil Hansen am Ring. Wien war einfach immer schon kunterbunt und doch passt alles zusammen und verschmilzt zu einem homogenen Bild. Man muss sich nur die Nachnamen ansehen: hier hatte man lange schon alles von böhmisch über deutsch, kroatisch, ungarisch und nun kommen auch immer mehr türkische und ehem. jugoslawische dazu. Dazu eine eigene Sprache, die von der ehemaligen Elite noch so viele Wörter für die Alltagssprache konserviert hat, die anderswo nicht (mehr) üblich sind. „Gewand“ sagt kein Deutscher mehr und in Frankreich haben „vis à vis“ oder „Lavour“ kaum Verwendung. Aber im Wienerischen geht sich einfach alles aus und viele Einflüsse haben Spuren hinterlassen.

Welches Buch sollte man gelesen haben bzw. welchen Film sollte man gesehen haben bevor man nach Wien reist?

Kein Film oder Buch hat je Wien so gut eingefangen, dass es ein Must-See oder Must-Read vor einem Besuch wäre. Künstlich versucht man ja „The Third Man“ zu dem Wien-Film zu machen, aber wenn man nicht gerade vorhat die Kanalisation zu erkunden oder dreißig kostspielige Runden im Riesenrad zu drehen…

Du reist selbst auch gerne. Wohin würdest du gerne wieder reisen und was ist dein nächstes Ziel?

Eigentlich will ich ja vermeiden, Orte, die ich bereits gesehen habe, nochmal zu besuchen, weil es noch so viel großartiges zu besuchen gibt, aber gewissermaßen habe ich mit Rom noch eine Rechnung offen, da uns, als ich als Kind mit meiner Familie dort war, schon beim zweiten Besichtigungspunkt das Wohnmobil geklaut wurde. Auch sonst gibt es ein paar Orte, zu denen ich auch gerne zurückkehren würde: Dalmatien, Italien, Griechenland und vor allem die Türkei, vermutlich sowieso mein Lieblingsreiseziel.

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Welches war die hässlichste Postkarte, die du je bekommen hast?

Gleichzeitig eine der witzigsten: gute Freunde haben mir aus Rom mal eine (vermutlich absichtlich) kitschige Karte mit den Bild von Papst Johannes Paul II. geschickt. Aber „hässlich“ war die eigentlich nicht. Außerdem freut man sich ja speziell bei Postkarten über jede.

Wenn du von Reisen nach Wien zurückkehrst, wohin gehst du als erstes?

Nach Hause, auspacken.

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