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Hügelauf und hügelab in Portugal

In letzter Sekunde, bevor die ruckelnde Bahn sich wieder in eine Kurve warf, hielt ich mich an den Haltegriffen fest. Schon sauste die Straßenbahn-Linie 28 weiter durch Lissabon, quetschte sich durch die engsten Gassen, kroch den einen Hügel langsam hoch um den nächsten wieder mit hoher Geschwindigkeit runter zu fahren. Die Fahrt durch die Stadt wird zu einem Achterbahn-Abenteuer: Um Haaresbreite fährt man an den charmanten mit Fliesen verzierten Häusern vorbei, Kinder auf Fahrrädern hängen sich an die Bahn und immer wieder wartet der Fahrer geduldig bis ein den Weg versperrendes Auto weiterfährt.

Mit einem frisch operierten Knie sollte der Sommerurlaub nicht allzu weit entfernt sein und dennoch Strand und Kultur verbinden. Wir wählten daher Portugal und unterschätzten die Höhenunterschiede, die statt einem gemütlichen durch die Straßen Schlendern ein ständiges Auf und Ab bot. So wurde aus einer Reise durch Portugal eine Reise der Verkehrsmittel.

Mit Aufzüge („Elevadores“) und Straßenbahnen („Eléctricos“) überwanden wir die ersten Tage die Hügel in Lissabon. Dann fuhren wir mit „Rede Expressos“-Bussen von Lissabon nach Nazaré, einem Badeort mit zwei Kilometer Sandstrand. Die Stadt hat zwei Ebenen: unten ist die Badebucht, oben auf einem 110 m hohen Felsplateau liegt Sitio mit der Wallfahrtskirche „Santuário de Nossa Senhora da Nazaré“. Die Bergbahn „Ascendor de Nazaré“ führt bei einer Steigung von 42% den Hügel hoch und belohnt mit einem Ausblick auf den langen Strand von Nazaré.

In der Universitätsstadt Coimbra fuhren wir mit dem Bus bis zur Markthalle von wo uns der „Elevador do Mercado“ – ein Glasaufzug mit anschließendem Seilzug – hoch zur Universität brachte. Von oben genießt man die Aussicht auf das Häusermeer, durch dessen kleine Gassen und Geschäfte man anschließend gemütlich schlendern kann.

Weiter ging es mit dem Bus nach Porto. Vom Douro aus führen die Straßen und Gassen immer nur aufwärts. Wir beschlossen  ein Combi-Ticket zu kaufen: zwei Tage „Hop on – Hop off“ mit Bootsfahrt. Die „Linea Azul“ und „Linea Vermelha“ führen durch das Stadtgebiet und zu weiter abgelegenen Sehenswürdigkeiten wie der „Casa da Música“ mit seiner minimalistischen Architektur und dem „Castel do Quelijo“. Während man sich von traditioneller Faro-Musik berieseln lässt und sich Details zu den vorbeiziehenden Sehenswürdigkeiten anhört, kann man sich auf der oberen Etage des Doppeldeckerbusses sonnen und die Aussicht genießen.

Natürlich bewegten wir uns auch auf dem Wasser fort mit einem Touristenboot, welches ich liebend gerne gegen ein „Rabelo“, das früher für den Transport der Portweinfässer von den Weinbaugebieten am oberen Douro nach Porto benutzt wurde, eingetauscht hätte.

Mit dem Zug kann man von Porto direkt bis an die Algarve fahren, doch wir beschlossen  in Lissabon auszusteigen und mit einem gemieteten Auto zum „Geheimtipp“ der Portugiesen, dem Badeort Porto Covo, zu fahren. Der kleine Badeort ist im August voll mit portugiesischen Familien, die sich in den kleinen Sandstrandbuchten mit steigender Flut immer enger zusammendrängen.
Nach einem Abstecher nach Évora, der weißen Stadt, fuhren wir zurück nach Lissabon und ließen den Urlaub auf dem Aussichtspunkt – zu dem wir natürlich  mit der Straßenbahn fuhren – nahe dem Castelo São Jorge mit Portwein und leckerem Queijo da Serra-Käse ausklingen.

CARTE DE RECOMMANDATION
In Portugal kann man  preisgünstig übernachten. Sich ohne Portugiesischkenntnisse mit Händen und Füßen mit einer der Einheimischen Frauen in Nazaré zu verständigen ist eine lustige Erfahrung. Diese schwarz gekleideten Frauen haben ein Kommunikationsnetz durch die ganze Stadt und teilen durch die Gassen rufend die Touristen untereinander auf. Man übernachtet in einem freien Zimmer in der privaten Wohnung einer dieser Frauen und benutzt Küche und Badezimmer mit.
Einige der Jugendherbergen in Porto und Lissabon sind neu renoviert und modern eingerichtet. Im „Rossio Hostel“ direkt im Zentrum von Lissabon bekommt man zum Frühstück frisch zubereitete Pfannkuchen oder Rührei. Das „Gallery Hostel“ in Porto ist nicht nur wegen seiner Lage im Künstlerviertel sondern auch durch die eigene Kunst-Galerie des Hostels einzigartig. Zum Abendessen bieten die engagierten Besitzer Portwein-Verköstigungen oder traditionelles Essen sowie Bar-Touren für 10-15 Euro. Nachteil der Hostels, sollte man wie wir mit Krücken reisen, sind die vier bis fünf Stockwerke über die sich das Hostel zieht. Da es dort keinen Aufzug gab mussten wir Treppen humpeln.

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