Schon länger erschien hier keine Zimmerreise mehr, was wohl zum Großteil daran liegt, dass ich momentan viel Zeit im Universitäts-Zimmer verbringe, wo ich zu die Wiener Griechen des 18. und 19. Jahrhunderts forsche. Lust auf einen kleinen Spaziergang durch das Wien der Händler aus dem Osmanischen Reich?
Dieser erste Rundgang beginnt im Griechenviertel Wiens, in der Nähe des Schwedenplatzes im ersten Wiener Gemeindebezirk. Nach den Friedensverträgen zwischen dem Habsburger Reich und der Osmanischen Pforte 1699 und 1718 wurde der Handel mit dem Westen für die Levantiner interessant. Entlang der Handelsrouten der Kaufleute aus Epirus, Thessalien und West-Makedonien, entstanden Handelskolonien. In Wien ließen sich die Kaufleute zunächst nicht dauerhaft nieder, doch nach und nach wurden sie heimisch, heirateten Österreicherinnen und Österreicher, kauften Besitztümer und einige erlangte sogar Adelstitel.
Die Wiener Griechen gründeten zwei Gemeinden: Die Gemeinde zum Heiligen Georg, der osmanische Untertanen angehörten, und die Gemeinde zur Hl. Dreifaltigkeit, deren Mitglieder die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen hatten. Beide Kirchen sind nur wenige Meter voneinander entfernt, verbunden durch die Griechengasse.
Ende des 18. Jahrhunderts wurde eine Schule gegründet, es wurden Zeitungen und philologische Zeitschriften gedruckt. Die meisten Wiener Griechen waren Händler, es gab jedoch auch Privatiers, Barbiere, Kaffeeschenker, Dolmetscher, Kirchendiener usw.
Im heutigen Wien findet man nach Griechen benannte Straßennamen – Dumbastraße, Karajangasse, Sinagasse – und manche der Palais der Vermögenden stehen noch. Heute ist der Sitz der Griechisch-orthodoxen Metropolit von Austria über der Kirche zur Hl. Dreifaltigkeit. Insbesondere während des Osterfestes sammeln sich die griechisch-orthodoxen Gläubigen in der Griechengasse zwischen den beiden Kirchen.
Mehr zu dem FWF-Projekt und zu den Stiftungen der Wiener Griechen gibt es unter wienergriechen.univie.ac.at. Die hier gezeigten Fotografien sind vom Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek.