in Berlin, in Wien und auch auf den Flügen zwischen diesen beiden reizenden Städten“, antwortet mir Stefanie als ich sie fragte, ob sie sich manchmal wie eine Wienerin fühlt. Tatsächlich holte sie vor zwei Jahren Berlin einfach nach Wien. Stefanie hat ein Talent Cafés zu entdecken, die an ihre Heimat erinnern. Dabei ist sie auch schon vor lauter Wohlbefinden im Phil, ihrem verlängerten Wohnzimmer, eingenickt, was ihr aber gar nichts ausmachte. Eine Gelassenheit über deren „Import“ ich sehr froh bin.
Erst einmal vorstellen, liebe Stefanie!
Ich bin Stefanie, 33 Jahre alt und von Beruf zahnmedizinische Prophylaxeassistentin. Mein Vater ist der Berliner in der Familie. Ich bin direkt neben Berlin geboren und aufgewachsen. Mit 18 Jahren habe ich dann auch meinen Wohnsitz nach Berlin Prenzlauer Berg verlegt, weil mein Leben sich eh dort abspielte. Nun lebe ich seit zwei Jahren mit meinem Freund im schönen Wien.
Wenn du etwas aus Berlin importieren könntest, was wäre das?
Am liebsten würde ich meine Familie und meine Freunde importieren, ich vermisse sie sehr.
Wo findet man Berlin in Wien?
Es gibt tatsächlich Orte in Wien, an denen ich mich wie in Berlin fühle. Zum Beispiel das Phil oder das TOP Kino in der Gumpendorferstraße. Und ein paar Ecken weiter das Tanzcafé Jenseits in der Nelkengasse. Sowieso sind im 6. Bezirk die meisten Cafés und Bars in denen ich mich heimisch fühle, evt. weil alles etwas alternativer ist. Außerdem gibt es am Donaukanal, direkt neben der Strandbar Adria, einen Currywurststand von einem Berliner. Leider hatte ich noch keine Gelegenheit die Wurst auch zu probieren. Aber ich stelle mir vor, es würde sich anfühlen, als würde ich eine Currywurst in Berlin an der Spree essen. (Den Currywurststand am Donaukanal gibt es leider nicht mehr. Danke Sarah für den Hinweis!)
Mit den Geschmäckern ist es wirklich schwierig in Wien. Fast alles schmeckt total anders. Alles ist paniert, es gibt wenig Soße, wenig Gemüse und meist Mehlspeisen, anstatt Joghurt-Sahne-Torten.
Wo findest du in Wien etwas „typisch Wienerisches“ und was ist für dich typisch?
Natürlich die Kaffeehäuser, mit viel Geschnörkel. Ich mag das, aber nicht immer. Ein Besuch im Café Central lohnt wegen der Architektur und der Törtchen, aber nicht wegen des Kaffees. Und die alten Prachtbauten, soweit das Auge reicht. Es ist wunderschön im Sommer im Burggarten oder Volksgarten zu liegen. Dabei stellt sich auch ein kleines Berlinfeeling ein. Ich denke, weil das Publikum sehr international ist. Jung und dynamisch liegen alle auf dem Rasen rum, direkt neben dem „Betreten verboten!“-Schild.
Und umgekehrt, wo findet man Wien in Berlin?
Es gibt zwei Restaurants in Berlin, die Wiener Schnitzeln anbieten, meiner Meinung nach die besten: das Alt Wien und das Prater (gleichzeitig Biergarten). Beide sind im Prenzlauer Berg zu finden. Der Wiener muss also nicht darauf verzichten, wenn er in Berlin ist.
Wenn du nach Berlin fährst, wohin gehst du als erstes ?
Ich liebe es jedes Mal über Berlin in den Flughafen Tegel einzufliegen, besonders bei Dunkelheit. Die Lichter, die dunklen Seen, man fliegt ganz dicht über die Häuser hinweg. Man kann den Fernsehturm sehen und den Potsdamer Platz. Da fängt mein Herz zu hüpfen an. Und man ist sofort mittendrin in dieser Stadt. Ich hoffe der neue Flughafen wird nie fertig, dann wird Tegel nämlich geschlossen!
Anschließend fahre ich ganz schnell zu meinen Freunden in den Prenzlauer Berg und wir gehen im Café Liebling am Helmholtzplatz einen Wein trinken. Alles rund um den Helmholtzplatz mag ich sehr, sehr gern.
Was ich noch jedem empfehlen würde: Am Abend in den Monbijoupark zu gehen. Im Sommer ist dort eine kleine Openair-Bar. Jeden Tag legt ein DJ neben einer kleinen Tanzfläche eine andere Musik auf. Zum Beispiel Tango oder Rock’n’Roll. Man kann es sich dann daneben in Liegestühlen und Strandkörben bequem machen und den Tanzenden zuschauen, oder beobachten, weil sich die Spree, gegenüber in den Mauern des Bodemuseums auf der Museumsinsel, im bunten Licht spiegelt. Am besten man nimmt eine Flasche Wein und Gläser mit (Korkenzieher nicht vergessen). Im Winter ist dort eine kleine Hütte aufgebaut, in der Märchen für Erwachsende aufgeführt werden, incl. Glühwein trinken. Das lohnt sich sehr.
Ich persönlich finde in eurer Wohnung kann man Fernweh bekommen. Wie funktioniert deine Zimmerreise?
Am liebsten hängen wir als Souvenir Urlaubsfotos in unsere Wohnung. Es gibt noch wenig freie Plätze an der Wand. Die schwarz-weißen sind alle von meinem Freund. Ich bin eher für die bunten zuständig. Ich suche sie nach der knalligsten Farbe aus und verstärke diese noch soweit es geht am Computer.
Dann kommt portugiesische, spanische, französische oder italienische Musik in den Player und los geht sie die Zimmerreise. Perfekt wird es, wenn ich dazu noch ein Avocado Sandwich esse, dass erinnert mich an mein Frühstück in Australien. Noch ein Trick: Alltagsgegenstände oder Kosmetika, wie z. B. Sonnencreme importieren, deren Duft oder Benutzung Erinnerungen hervorbringt.
Wohin führte deine letzte Reise und was steht als nächstes auf dem Plan?
Ich versuche jetzt jedes Jahr eine Wochenendtour in die Berge inkl. Hüttenübernachtung zu unternehmen. Das sind zwar nur zwei Tage, aber diese fühlen sich an wie eine Woche, wenn man die ganze Zeit nur Berge und Natur sieht.
Im Sommer reise ich wahrscheinlich nach Kroatien. Da haben mich die Wiener angesteckt, als Berliner nimmt man dieses Land nicht besonders wahr. Ich freue mich auf das klare Meer und die bunten, kleinen Fische, welche ich beim schnorcheln beobachten kann. Vielleicht zeigt sich auch wieder ein Delfin. Ich habe dort einen gesehen und wusste bis dahin nicht mal, dass es überhaupt welche gibt im Mittelmeer. Das ist doch großartig!
Vor zwei Jahren war ich in Australien, das war fantastisch. Das Licht ist ganz anders als in Europa. Es ist warm und die Menschen sind super entspannt. Am besten war, dass ich einen Koala im Arm halten durfte.
Letztes Jahr waren wir im Gegenzug in Skandinavien. Dort gibt es spektakuläre Naturschauspiele und ich konnte Elche füttern und streicheln, so riesige aber zärtliche Tiere. Du siehst schon ich mag alles was mit Tieren zu tun hat.
Du bist eine der wenigen, die wirklich immer eine Postkarte aus dem Urlaub schicken. Welche Postkarte ist dir in besonderer Erinnerung?
Es gibt wirklich eine Postkarte, die werde ich nie vergessen. Es ist die erste Postkarte, welche mir mein Bruder sendete, als wir noch Teenager waren. Er besuchte einen Freund in Texas. Er hat ein Foto zu einer Postkarte umfunktioniert, darauf war ein überfahrenes Gürteltier zu sehen und er schrieb: „Auf der Vorderseite siehst du jenes Tier, welches du aus der Daim-Werbung kennst…“ Seitdem habe ich jedes Mal wenn ich irgendwo Daim sehe, diese Postkarte vor meinen Augen. Bleibende Schäden gibt es nicht!